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Universität Halle startet internationales Forschungsprojekt zur europäischen Radiokultur
Radio gilt als „Nebenbei“-Medium und damit als kleiner Bruder des Fernsehens. Während der Rezipient dem Fernsehen, dem Internet oder der Zeitung in der Regel seine ganze Aufmerksamkeit widmet, läuft das Radio bei vielen Beschäftigungen im Hintergrund mit. „Darin liegt aber auch seine Stärke: Das Radio ist ein unaufdringlicher, aber permanenter Begleiter durch den Alltag“, sagt Junior-Professor Dr. Golo Föllmer vom Department für Medien und Kommunikation der MLU. Gerade deshalb spiele es im Bereich der Identitätsstiftung eine so wichtige Rolle, so Föllmer.
Wie das Radio in seiner 90-jährigen Geschichte eigene und fremde Kultur zum Ausdruck brachte, und was sich im Zuge der Digitalisierung in diesem Punkt verändert, untersucht nun ein Forscherteam unter Leitung von Golo Föllmer. „Das Radio war in den 1920er Jahren das erste Medium, das mühelos nationale Grenzen überquerte und sowohl zu internationaler Verbrüderung als auch zur Manifestation nationaler Identität benutzt wurde“, erläutert er.
In sechs Teilprojekten wollen die Wissenschaftler untersuchen, ob Radioprogramme ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen, wie Radio Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit konstruiert, und welche Rolle dabei Archive spielen. Das an der MLU durchgeführte Teilprojekt von Golo Föllmer konzentriert sich auf die Frage, wie nationale und lokale Kultur im Klangbild, beispielsweise im Sound Design und in der Sprechweise der Moderatoren von Radiosendern zum Ausdruck kommt. Föllmer wird dazu europaweit Experten und Hörer befragen und neue Methoden zur Beschreibung solcher „Radioidentitäten“ entwickeln. Damit schließt das Teilprojekt auch an Forschungen an, die an der MLU bereits seit drei Jahren in Zusammenarbeit mit den Sprechwissenschaftlern der MLU, aber auch mit Forschern aus Hamburg, Berlin, Magdeburg, Kopenhagen und Neuchâtel (Schweiz) durchgeführt werden.