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Mitteldeutsche Forscher wollen Menschen helfen, gesünder zu essen
Universitäten Jena, Halle und Leipzig bauen Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit auf
Zum Steuerungsgremium von "nutriCARD" gehören Prof. Dr. Stefan Lorkowski (Universität Jena), Prof. Dr. Gabriele Stangl (Marin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Prof. Dr. Peggy Braun (Universität Leipzig). Die Wissenschaftler kooperieren zudem mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, regionalen Partnern der Lebensmittel und Agrarwirtschaft sowie Multiplikatoren aus dem Bereich der Ernährungskommunikation.
Das Cluster wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den ersten drei Jahren mit knapp fünf Millionen Euro gefördert. Die Fördermaßnahme ist Teil eines Aktionsplans "Präventions und Ernährungsforschung: Forschung für ein gesundes Leben" der Bundesregierung. Mit dem Plan verfolgt der Bund das Ziel, die ernährungsrelevanten Kompetenzen von Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft zusammenzuführen, um die Profilbildung und Entstehung von Synergien für exzellente, international wettbewerbsfähige Forschung zu unterstützen. Auf diese Weise sollen wissenschaftliche Erkenntnisse effektiver in die Praxis umgesetzt werden, um den Gesundheitsstatus der Bevölkerung in Deutschland zu verbessern.
Die Wissenschaftler arbeiten an drei Säulen. Die Entwicklung und Herstellung von traditionellen Lebensmitteln mit veränderter Rezeptur bildet die erste Säule. Durch den Austausch der herkömmlichen Varianten im täglichen Speiseplan soll die Herzgesundheit der Konsumenten nachhaltig verbessert werden. Um etwa die traditionelle Thüringer Bratwurst gesünder zu machen, wollen die Forscher die enthaltenen tierischen Fette teilweise durch pflanzliches Eiweiß oder Ballaststoffe ersetzen und dadurch den Energie- und Fettgehalt sowie den Anteil an gesättigtem Fett reduzieren. Schrittweise ist auch die Verbesserung von Milchprodukten, Backwaren, Snacks und Fertiggerichten geplant. Entscheidend sei hier vor allem, die Produkte so zu entwickeln, dass sie geschmacklich mindestens ebenso gut wie das Original sind, damit der Verbraucher das Lebensmittel auch akzeptiert.
Die zweite "nutriCARD Säule" ist den Grundlagen und Mechanismen der Erkrankungsprozesse selbst gewidmet. Durch Untersuchungen an Zell und Tiermodellen sowie in Studien am Menschen sollen die Zusammenhänge zwischen Ernährung, genetischen Faktoren und dem Auftreten von Herz Kreislauf Erkrankungen aufgeklärt werden. Bei der dritten Säule geht es um die Entwicklung und Umsetzung von Kommunikations- und Bildungskonzepten, die langfristig zu einem gesunden Ernährungs- und Lebensstil beitragen.
"Hier besteht besonders in Mitteldeutschland ein großer Bedarf", sagt Gabriele Stangl von der Universität Halle und verweist auf statistische Daten, nach denen in Thüringen und Sachsen-Anhalt besonders viele Kinder mit Übergewicht leben, einem wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um diesem Zustand entgegen zu wirken, werden die Forscher im "nutriCARD" Projekt auch Bildungsprogramme entwickeln, die sich insbesondere an junge Familien und Kinder richten. Nach Prüfung der Konzepte hinsichtlich ihrer Wirksamkeit ist die Einführung in Kitas und Schulen geplant. In diesem Zusammenhang gehört auch die Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien zum Thema "Gesunde Ernährung" zu den Aufgaben von "nutriCARD".