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Weniger Herbizide: Geoökologen entwickeln mit Wirtschaft besseres System zur Unkrautbekämpfung

Nummer 139/2015 vom 02. Dezember 2015
Der Einsatz von Herbiziden bei der Bekämpfung von Unkraut auf Feldern lässt sich erheblich reduzieren, wenn ein neues, effizienteres Sensor-Düsen-System beim Ausbringen der Mittel zum Einsatz kommt. Entwickelt haben das marktreife System Geoökologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gemeinsam mit den Landtechnikherstellern Amazone-Werke und Rometron. Für die Erfindung wurde das Team durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft auf der weltweit größten Landtechnikmesse, der Agritechnica in Hannover, mit einer Silber-Medaille für Innovation ausgezeichnet.

In der Landwirtschaft werden bodenschonende Anbauverfahren immer bedeutender. „Für Landwirte ist es auch günstiger, wenn sie weniger mit dem Pflug über den Acker fahren. Dadurch sparen sie Kosten für Diesel und Arbeitszeit“, sagt der Geoökologe Prof. Dr. Manfred Frühauf von der MLU, der das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Tobias Meinel von der Agrarfirma Amazone-Werke betreut hat. Weil der Pflug die Aufgabe der Unkrautbekämpfung aber nicht mehr übernimmt, müssen gleichzeitig mehr chemische Stoffe eingesetzt werden. „Aus diesem Sachverhalt entstand die Forderung nach einem ökonomisch und ökologisch effizienten Einsatz der Spritzmittel“, so Frühauf weiter.

Traditionelle Maschinen verteilen Herbizide gleichmäßig über das ganze Feld, auch wenn nie die ganze Fläche mit Unkraut bewachsen ist. Das Team von Frühauf und Meinel arbeitete deshalb an einem Verfahren, mit dem die Mittel nur direkt auf Unkrautpflanzen gespritzt werden. Sie entwickelten ein Infrarot-Sensor-System für Landmaschinen, das Unkraut punktgenau erkennen und zwischen Unkraut und Nutzpflanzen unterscheiden kann. Erkennt das System beim Einsatz Unkraut, wird - in Abhängigkeit der Fahrgeschwindigkeit der Landmaschine - die für die Unkrautbekämpfung nötige Düse am Gestänge der Pflanzenschutzspritze vollautomatisch ein- und wieder ausgeschaltet.

Das System wurde von den Wissenschaftlern in den vergangenen zwei Jahren in der russischen Kulunda-Steppe getestet und weiterentwickelt. Durch den Einsatz der neuen Technik wurden dort zwischen 50 und 70 Prozent der Spritzmittel eingespart, die nun auch in anderen Regionen der Welt erreicht werden sollen.

Entwickelt wurde das System im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten „KULUNDA“-Projekts. Ziel des 2011 gestarteten Vorhabens ist es, klima- und standortangepasste Formen der landwirtschaftlichen Landnutzung und Steppenrevitalisierung in der südsibirischen Kulunda-Steppe zu erforschen. Das Gebiet zählt zu den wichtigsten Agrarregionen Russlands.

Beteiligt sind an dem Verbundprojekt neben der MLU unter anderem die Universitäten Bayreuth, Jena, Göttingen, Hannover und Potsdam sowie das Leibnitz-Institut für Länderkunde in Leipzig, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien in Halle, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und das Senckenberg Museum. Hinzu kommen Partner aus der deutschen Industrie sowie der russischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung.

 

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