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Studie: Rauchverbote haben Gesundheit von Passivrauchern verbessert

Nummer 066/2017 vom 30. Mai 2017
Die seit 2007 eingeführten Rauchverbote in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden haben dazu geführt, dass sich die Gesundheit von Nichtrauchern und Nichtraucherinnen in Deutschland verbessert hat. Das belegt eine Studie auf Basis der für Deutschland repräsentativen Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin, die Ökonomen der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) erstellt haben. Die Effekte lassen sich vor allem bei jungen Menschen beobachten. Die Studie wurde kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift "Health Economics" veröffentlicht.

Die SOEP-Daten zeigen, dass sich durch das Rauchverbot vor allem die Gesundheit der Passivraucherinnen und -raucher - also derjenigen Menschen, die mit mindestens einem Raucher oder einer Raucherin in einem Haushalt leben - signifikant verbessert hat. "Vor allem junge Nichtraucherinnen und Nichtraucher unter 30 Jahren schätzen ihre Gesundheit seit Einführung der Rauchverbote positiver ein als zuvor", sagt Dr. Daniel Kühnle von der Universität Erlangen-Nürnberg, einer der beiden Autoren. Der vermutliche Grund: Junge Männer und Frauen gehen viel aus und tun das seit Einführung des Rauchverbots vorwiegend in qualmfreien Clubs. Bei jungen Menschen, die rauchten, zeigten sich hingegen nach der Einführung des Rauchverbots keine positiven Gesundheitseffekte. Die rauchenden jungen Männer gaben im Durchschnitt sogar an, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hätte. "Vermutlich führte der zeitweilige Nikotinentzug bei ihnen zu Stress, der sich auf das Gesundheitsempfinden auswirkte", sagt Prof. Dr. Christoph Wunder von der MLU, Co-Autor der Studie.

Je älter die Menschen sind, desto weniger scheint ihre Gesundheit vom Rauchverbot zu profitieren. Bei Männern und Frauen ab 50 Jahren hatte das Rauchverbot tendenziell keinen Effekt auf die Gesundheit. Insgesamt betrachtet waren die positiven Effekte der Rauchverbote auf die Gesundheit bei den Frauen stärker ausgeprägt als bei den Männern.

Das 2007 eingeführte Rauchverbot gilt - in unterschiedlicher Ausgestaltung - seit 2008 in allen Bundesländern in öffentlichen Gebäuden, Gaststätten, Discotheken und Kneipen. Um herauszufinden, wie sich das Rauchverbot auf die Gesundheit der Menschen hierzulande ausgewirkt hat, analysierten die Ökonomen die Angaben von 28.000 Menschen, die kurz vor und kurz nach Einführung des Rauchverbots im Rahmen der Langzeitstudie SOEP befragt worden waren. Die Befragten hatten unter anderem auf einer 5-Punkte-Skala angegeben, wie sie ihre Gesundheit selbst einschätzten. Die Antworten auf diese Frage dienten den Forschern als Indikator für den Gesundheitszustand der Befragten vor und nach der Einführung des Rauchverbots.

In einigen Bundesländern wurde das Rauchverbot zunächst eingeführt, ohne dass Bußgelder bei Nichteinhaltung damit verbunden waren. Aber auch in diesen Ländern wurde das Verbot offenbar eingehalten, denn die Autoren der Studie konnten entsprechende Gesundheitseffekte messen. Daniel Kühnle und Christoph Wunder führen das im Wesentlichen darauf zurück, dass sich durch das Rauchverbot eine soziale Norm durchgesetzt habe, die bereits vorher für viele galt. "Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass die meisten Menschen in Deutschland ein Rauchverbot bereits vor der Reform befürwortet haben", sagt Daniel Kühnle.

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin ist Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland und wird unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut Kantar Public mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Persönlichkeitsmerkmale, Bildung, Gesundheit, Einkommen, Erwerbstätigkeit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

 

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