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Vom Sklaven zum Gelehrten: Uni Halle veranstaltet Tagung zu Anton Wilhelm Amo

Nummer 145/2018 vom 18. Oktober 2018
Anton Wilhelm Amo war der erste promovierte afrikanische Philosoph in Europa. Im 18. Jahrhundert studierte, forschte und lehrte er an den Universitäten Halle, Wittenberg und Jena. Bis heute sind seine Biografie und sein Werk noch nicht vollständig erforscht. Welche neuen Erkenntnisse sich aus seinen Schriften gewinnen lassen und wie sie in die Philosophie der Neuzeit einzuordnen sind, ist das Thema einer internationalen Tagung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Sie findet vom 29. bis 31. Oktober in Halle statt.

Anton Wilhelm Amo (vermutlich 1700 bis 1759) hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf: Im Kindesalter wurde er als Sklave an den Hof Anton Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel verkauft. Dort erhielt er zunächst Privatunterricht, später immatrikulierte er sich an der Universität Halle für ein Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften. 1729 wurde Amo in Halle mit einer Arbeit über die Rechte der verkauften Sklaven in Europa promoviert. In Wittenberg schrieb er 1734 eine zweite Dissertation über das "Leib-Seele-Problem". Danach lehrte der Philosoph an den Universitäten Halle, Wittenberg und Jena. 1748 kehrte er vermutlich aufgrund rassistischer Anfeindungen nach Ghana zurück.

Von den Schriften Amos sind heute nur zwei Texte überliefert: seine Wittenberger Arbeit zur Philosophie des Geistes und eine Art Lehrbuch zur Logik und Erkenntnistheorie. "Obwohl Amo mittlerweile einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt, ist sein philosophisches Schaffen vergleichsweise wenig erforscht", sagt Dr. Falk Wunderlich vom Seminar für Philosophie der MLU, der die Tagung gemeinsam mit Dwight Lewis von der University of South Florida organisiert. Aktuell gebe es auf internationaler Ebene aber eine große Nachfrage nach Alternativen zu den gängigen Philosophen und philosophischen Positionen der Neuzeit, so Wunderlich weiter.

Erste Ansätze der Amo-Forschung begannen an der MLU bereits in den 1960er Jahren: Der hallesche Archäologie-Professor Burchard Brentjes verfasste mehrere Schriften zu Amo und publizierte auch dessen philosophische Dissertationsschrift. Im Rahmen der Tagung geben Brentjes Tochter Sonja Brentjes und seine Enkelin Rana Brentjes - beide Wissenschafts- und Kulturhistorikerinnen - einen Überblick über dessen Forschung. Welche neuen, bisher vielleicht zu wenig beachteten Denkanstöße in dessen Werken zu finden sind, wie sich seine Arbeit philosophiegeschichtlich einordnen lässt und wie viel "afrikanische Tradition" darin zu finden ist, thematisieren die weiteren Tagungsbeiträge. Ziel der Veranstaltung ist es, neue Impulse für die Amo-Forschung zu generieren und gleichzeitig den engen Fokus der Forschung zur Philosophie der Neuzeit und Aufklärung zu erweitern.

Die Martin-Luther-Universität gedenkt Anton Wilhelm Amo in verschiedener Art und Weise: Seit 1994 wird jährlich Anton-Wilhelm-Amo-Preis für herausragende Abschlussarbeiten vergeben. Die Anton-Wilhelm-Amo-Lectures sind eine besondere Vorlesungsreihe, die von den beiden geisteswissenschaftlichen Forschungsschwerpunkten "Aufklärung - Religion - Wissen" und "Gesellschaft und Kultur in Bewegung" ausgerichtet wird. Im Rahmen der Reihe werden international herausragende Forscherinnen und Forscher zu Vorträgen nach Halle eingeladen. Zudem erinnert seit 1965 eine Bronzeplastik des halleschen Bildhauers Gerhard Geyer mit dem Titel "Freies Afrika" am Universitätsplatz an Anton Wilhelm Amo.

Tagung: "Anton Wilhelm Amo: an African philosopher in Early Modern Europe"
29. und 30. Oktober - Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung
Haus 54, Franckeplatz 1
06110 Halle (Saale)

sowie

31. Oktober - Hörsaal IV, Steintor-Campus
Ludwig-Wucherer-Straße 2
06108 Halle (Saale)

 

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