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Internationale Fachtagung in Halle betrachtet "Imaginäre Dörfer"

Nummer 163/2013 vom 04. September 2013
Ist das Dorf eine Lebens- und Sozialform, die Zukunft hat? Wenn ja, wie sieht sie aus und auf welcher Gegenwart bzw. welchen Vergangenheiten baut sie auf? Und in welchem Verhältnis stehen überhaupt reale und imaginäre Räume? Diesen zentralen Fragestellungen geht vom 5. bis 7. September 2013 eine internationale und interdisziplinäre Fachtagung „Imaginäre Dörfer – Zur Wiederkehr des Dörflichen in Literatur, Film und Siedlungsvorstellungen der Gegenwart“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nach.

Aufgrund globaler wirtschaftlicher, politischer und sozialer Veränderungen sind ganze Landstriche vom Aussterben bedroht. Zugleich lässt sich eine imaginäre Wiederauferstehung des Dorfes konstatieren, die nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt.

„Gerade die Literatur und der Film erweisen sich hier als gesellschaftliche Motoren, die das Denken und Handeln der Menschen grundlegend zu beeinflussen vermögen“, sagt der Komparatist und Soziologe Prof. Dr. Werner Nell, Geschäftsführender Direktor des Germanistischen Instituts der MLU und Studienleiter an der Graduiertenschule des Landesforschungsschwerpunkts Gesellschaft und Kultur in Bewegung. „Sie markieren Ansatzpunkte und geben Impulse für allgemeine Vorstellungen und Praktiken eines guten bzw. gelingenden Lebens. Damit sorgen sie nicht zuletzt dafür, dass dörfische Strukturen auch in Städten und Metropolen mehr und mehr Einzug erhalten und sich auf ganz konkrete und handfeste Planung und Gestaltung von Siedlungs- und Sozialräumen auswirken“, so Nell.

Ob das literarische bzw. filmische Dorf dabei nur als bloßes Gegenbild zur Wirklichkeit der Städte, als Wunsch- und Projektionsraum oder aber als Mittel der Sozialkritik genutzt wird, ist angesichts der Vielzahl der gegenwärtigen Land-Geschichten und der damit verbundenen Breite der Darstellungsweisen nicht ganz einfach zu bestimmen. „Diese imaginären Dörfer fungieren wie kleine Laboratorien. Die unterschiedlichsten persönlichen, historischen und regionalen Erfahrungen können darin mit philosophischen, anthropologischen und politischen Theorien und Theorieversatzstücke gepaart und in einem vermeintlich überschaubaren Kontext gestellt, durchgespielt und reflektiert werden“, erklärt Marc Weiland vom Landesforschungsschwerpunkt Aufklärung - Religion - Wissen der MLU. „Wobei vor allem interessant ist, wie Literatur und Film unsere Wahrnehmung real existierender Räumlichkeiten modellieren - und damit auch unser Verhalten in ihnen.“

Offiziell eröffnet wird die Tagung am 5. September um 14 Uhr im Melanchthonianum, Hörsaal A, Universitätsplatz. Es nehmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem aus Deutschland, Polen, Ungarn, Südkorea, Kanada, der Slowakei und den Niederlanden teil. In verschiedenen Themenfeldern untersuchen sie sowohl deutschsprachige und internationale Literaturen und Filme und betrachten auch konkrete Siedlungsstrukturen aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Neben Literaturwissenschaftlern und Soziologen wirken Vertreter der Politik und regionaler Kulturträger sowie Filmemacher und Journalisten mit.

Die Tagung ist öffentlich und wird von zwei Abendveranstaltungen begleitet:

Am Donnerstag, 5. September, zeigt Regisseur Mario Schneider im Puschkino um 18 Uhr seinen Dokumentarfilm MansFeld. Dieser befasst sich mit dem Alltag dreier Familien in einem Dorf im Mansfelder Land und mit der Rolle, die das Imaginäre darin einnimmt. Im Anschluss findet eine Diskussionsrunde zum Thema „Gegenwart und Zukunft des Dorfes?“ mit Vertretern aus Politik, Kultur und Wissenschaft statt.

Am Freitag, 6. September, wird ab 20.15 Uhr im Intecta-Kaufhaus, Große Ulrichstraße 23, das von Annett Krake für den Hörfunk produzierte Audiofeature Sibirien: Taiga, Staub und Oma Anna. Begegnungen in Koschewnikowo mitsamt der dazu gehörenden Fotoreportage von Lutz Romanowsky Vorpremiere feiern.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt und Tagungsprogramm: www.dorfatlas.uni-halle.de
Informationen zum Film: www.mansfeld-derfilm.de

Gefördert wird das Projekt von der Fritz-Thyssen-Stiftung und vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz.

 

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