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„Experimentierfeld Dorf“: Volkswagenstiftung fördert Forschungsprojekt mit über 700.000 Euro

Nummer 151/2014 vom 15. Dezember 2014
Im Zeitschriftenregal stapeln sich Magazine wie „Landlust“ und „Landleben“, gleichzeitig aber sterben ganze Dörfer aus. Wie passt das zueinander? Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt unter Federführung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) untersucht in den kommenden drei Jahren den aktuellen Boom literarischer, medialer und popkultureller Dorfbilder vor dem Hintergrund der gegenläufigen soziokulturellen Entwicklungen in historisch-vergleichender Perspektive.

Unter dem Titel „Experimentierfeld Dorf. Die Wiederkehr des Dörflichen als Imaginations-, Projektions- und Handlungsraum" untersucht das an vier Universitäten angesiedelte Projekt unter Leitung des halleschen Komparatisten Prof. Dr. Werner Nell insbesondere den sozialen Stellenwert imaginierter Dörflichkeit aus verschiedenen Perspektiven. Dass gerade gegenwärtig auf der einen Seite Bilder neuer Ländlichkeit in den Medien boomen und auf der anderen Seite ganze Landstriche vom Aussterben bedroht sind, bildet einen der vielen Ausgangspunkte der Beobachtungen. „Wann, wo und wie bestimmte Bilder des Dörflichen erzeugt oder aber wieder aufgenommen werden, verweist jeweils auch auf die verschiedensten Erfahrungen, Erwartungen und Ansprüche, die eine Gesellschaft in einer spezifischen Situation bewegen", sagt Nell.

Das Projekt wird von der Volkswagenstiftung innerhalb der Förderinitiative „Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft" über drei Jahre mit insgesamt 707.000Euro gefördert. Neben der MLU sind drei weitere Universitäten beteiligt. In Konstanz widmet sich der Germanist PD Dr. Marcus Twellmann der Frage, wie bestimmte Konzepte von Dörflichkeit auch politisch wirksam werden konnten - und zwar sowohl in Bezug auf breitere gesellschaftliche Entwicklungen im 19. Jahrhundert als auch im Blick auf sozialistische Entwürfe in der DDR und darüber hinaus. In Potsdam untersucht die Slawistin Prof. Dr. Magdalena Marszałek die gegenwärtige Situation in polnischen, ukrainischen und russischen Literaturen sowie Filmen vor dem Hintergrund der sozialen, ökonomischen und kulturellen Veränderungen des ruralen Raums im östlichen Europa nach 1990. An der Bauhaus-Universität Weimar thematisiert die Landschaftsarchitektin Jun.-Prof. Dr. Sigrun Langner das Verhältnis von urbanen und ruralen Lebensmodellen und Praktiken - wobei insbesondere Fragen nachhaltiger Lebensführung und planerische Verschränkungen von Stadt und Land im Mittelpunkt stehen.

Den umfangreicheren Entwicklungen und Modellbildungen innerhalb der Weltliteratur auf der einen Seite sowie der besonderen Situation innerhalb der gegenwärtigen deutschsprachigen Literatur auf der anderen Seite widmen sich schließlich die halleschen Literaturwissenschaftler Werner Nell und Marc Weiland. „Es geht dabei auch darum, die Verflechtungen von imaginären, sozio-kulturellen und realen Räumen aufzuzeigen und die Frage zu beantworten, wie Literaturen und Filme sich nicht nur aus unseren alltäglichen Erfahrungen speisen, sondern auch auf diese zurückwirken", so Weiland.

Dafür sind innerhalb der nächsten drei Jahre eine Reihe von öffentlichen Workshops, Tagungen und Vortragsreihen an allen vier Standorten geplant. Deren Ergebnisse werden unter anderem in der von Werner Nell und Marc Weiland gegründeten Buchreihe Rurale Topografien im Bielefelder Transcript-Verlag veröffentlicht. Ein erster umfangreicher Band zum Themengebiet ist dort bereits in diesem Sommer unter dem Titel „Imaginäre Dörfer. Zur Wiederkehr des Dörflichen in Literatur, Film und Lebenswelt" erschienen.

Weitere Informationen:

Zum Projekt: www.dorfatlas.uni-halle.de

Zum Buch: www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2684-1/imaginaere-doerfer

 

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