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Polymer-Forschung: DFG fördert halleschen Sonderforschungsbereich für weitere vier Jahre
Der SFB erforscht seit 2011 die Eigenschaften und Strukturen von Polymeren, also langkettigen Molekülen. Diese finden sich nicht nur in Plastiktüten wieder. „Alle Kunststoffe bestehen aus Polymeren, aber auch Proteine und unsere DNA - vereinfacht gesagt alles, was an uns Menschen weich ist", erklärt SFB-Sprecher Prof. Dr. Thomas Thurn-Albrecht vom Institut für Physik der MLU. „Es handelt sich um Materialien mit einem unheimlich breiten Eigenschaftsprofil. Die einzelnen Bausteine können sich organisieren, dadurch entstehen wieder neue Eigenschaften." Dieser Prozess der Strukturbildung in Polymeren und wie sich dieser beeinflussen lässt, stehen dabei im Zentrum der Arbeit der Forscher.
In den letzten vier Jahren haben die Wissenschaftler in 16 Teilprojekten speziell synthetische und biologische Polymere erforscht. Auch die Entwicklung neuer Messmethoden und -aufbauten für die Analyse der Stoffe haben die Forscher in den letzten Jahren vorangetrieben. Mehr als 80 Publikationen in internationalen Fachjournalen, darunter auch in Science, den Proceedings of the National Academy of Science und ACS Nano, kann der Forscherverbund vorweisen. Darüber hinaus engagieren sich die Mitglieder des SFB auch im Bereich der Nachwuchsförderung: Über 30 Doktoranden aus den Fächern Physik, Chemie und Werkstoffwissenschaften erhalten in dem eigens eingerichteten Graduiertenkolleg eine spezielle Förderung.
„Wir freuen uns sehr über die erneute Förderung", sagt Thurn-Albrecht, „ein Großteil unserer Aktivitäten im Bereich der Polymer-Forschung fußt auf der Förderung der DFG". In der zweiten Förderperiode soll die Arbeit des SFB nun in 18 Teilprojekten fortgesetzt und ausgeweitet werden. Unter anderem sollen die im ersten Förderzeitraum entwickelten Methoden und theoretische Modelle experimentell erprobt werden. Außerdem wollen die Wissenschaftler in den Bereichen der synthetischen und der biologischen Polymere gemeinsame Konzepte erforschen und evaluieren.
Die Erkenntnisse aus der Arbeit des SFB könnten in Zukunft unter anderem wichtige Hinweise für die Medizin liefern, etwa bei der Erforschung neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer. „Bei diesen Erkrankungen lassen sich verklumpte Polymere, so genannte Amyloide, auffinden, die eine nicht-funktionale Struktur angenommen haben", erläutert Thurn-Albrecht. Sie gelten als eine mögliche Ursache für die Erkrankung. Ergebnisse aus der Grundlagenarbeit der Uni-Forscher fließen unter anderem in das Teilprojekt des IWM in Halle ein. Hier wird zu Hochleistungswerkstoffen gearbeitet, die besonders fest sind oder besonders hohe Temperaturen aushalten.
Die SFB/Transregio-Projekte sind eine Variante der klassischen Sonderforschungsbereiche. Bis zu drei Universitäten können dabei gemeinsam einen Antrag auf Forschungsförderung stellen. Neben dem SFB 102 in den Polymerwissenschaften sind derzeit zwei Sonderforschungsbereiche an der MLU angesiedelt: „Molekulare Mechanismen der Informationsverarbeitung in Pflanzen" und „Funktionalität oxidischer Grenzflächen". An zwei weiteren Sonderforschungsbereichen ist die Universität Halle beteiligt.