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Falsche Propheten und Weltuntergang: Tagung beleuchtet Endzeiterwartungen der Vormoderne

Nummer 079/2018 vom 27. Juni 2018
Die Geschichte von Judentum, Christentum und dem Islam ist gespickt mit Warnungen vor der Endzeit und dem Weltuntergang. Im Laufe der Geschichte machten sich viele revolutionäre Bewegungen dies zunutze, um Aufstände und Kriege anzuzetteln. Ob und wie sich diese revolutionären Bewegungen über die Religionsgrenzen hinweg beeinflusst haben, untersucht eine internationale Tagung von Historikern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Sie findet vom 5. bis 7. Juli in den Franckeschen Stiftungen in Halle statt.

Mit der Endzeit ist die Phase vor dem Weltuntergang gemeint. "Die Idee von der Endzeit gibt es in allen drei großen Weltreligionen, die an einen Gott glauben: Christentum, Judentum und Islam", sagt der Historiker PD Dr. Damien Tricoire von der MLU, der die Tagung organisiert. In christlichen Endzeitszenarien geht man von einem Kampf der Menschheit vor der Rückkehr Christi auf die Erde aus. Im Islam gibt es die Idee, dass ein Erneuerer des Glaubens die Welt vor dem jüngsten Gericht neu ordnen wird - der Mahdi. Und auch in jüdischen Schriften ist von einem Messias die Rede. "Die Endzeit ist von einem Kampf geprägt, der von den Gerechten - den Anhängern Gottes - gegen die Menschen geführt wird, die sich vom Antichristen oder von falschen Propheten haben verführen lassen", so Tricoire weiter.

Auch heute befassen sich die Menschen mit dem Ende der Welt: "In den Begründungen aktueller, religiös motivierter Terroranschläge ist zum Beispiel vom Kampf gegen falsche Propheten und die Kräfte des Teufels in der Endzeit die Rede. Auch in den anderen beiden Religionen lassen sich Radikalisierungstendenzen ausmachen", so Tricoire. Häufig werden diese Diskussionen heute auch im Internet ausgetragen.

Im Fokus der Tagung steht die Zeit vom 15. bis ins 17. Jahrhundert, da es damals besonders viele revolutionäre Bewegungen gab, die die Endzeit heraufbeschwuren. "In der Vormoderne waren Veränderungen der bestehenden Ordnung nicht legitim. Ein Gesellschaftswandel ließ sich nur damit rechtfertigen, dass man sich in der Endzeit befindet", erklärt der Historiker Tricoire. Während des Englischen Bürgerkriegs (1642-1649) etwa berief man sich seitens der Aufständischen darauf, gegen den Antichristen - in diesem Fall den Papst - zu kämpfen. Auch im Judentum und im Islam gab es in dieser Zeit ähnliche Bewegungen, mitunter wurden Herrscher auch mit dem Messias gleichgesetzt.

Bislang wurde die Geschichte von Judentum, Christentum und Islam in der Forschung vor allem getrennt betrachtet. Erst seit 20 Jahren gibt es unter Historikern die Tendenz, die religiösen Welten miteinander zu verbinden. "Wir wollen mit der Tagung ausloten, inwiefern sich die Ereignisse in den verschiedenen Religionen der Welt auch gegenseitig befruchtet haben", erklärt Tricoire.

Die Tagung der halleschen Historiker findet in Kooperation mit den Franckeschen Stiftungen statt. Finanziert wird die Veranstaltung der von Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Landesforschungsschwerpunkt "Aufklärung - Religion - Wissen" der MLU.

 

Tagung: Connected histories? Expectations of the Latter Days in Islam, Judaism and Christianity in the sixteenth and seventeeth centuries
Donnerstag, 5. Juli 2018, bis Sonnabend, 7. Juli 2018
Franckesche Stiftungen, Waisenhaus, Indienzimmer
Franckeplatz 1
06110 Halle (Saale)

 

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