Foto: Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der MLU
Download
Ansprechpartner*in zu dieser Pressemitteilung
Dr. Renate SchafbergMuseum für Haustierkunde der MLU
Telefon: +49 345 55-22322
Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig
Georg-August-Universität Göttingen
Telefon: +49 551 39-28383
Kontakt
Manuela Bank-Zillmann
Telefon: +49 345 55-21004
Telefax: +49 345 55-27404
presse@uni-halle.de
Universitätsplatz 8/9
06108 Halle
Login für Redakteure
Rätsel um Auslöser für genetische Erkrankung bei Fohlen
Die Ursache des Gendefekts beim Warmblut konnte bereits 2012 aufgeklärt werden: Das verantwortliche Gen heißt PLOD1 und sorgt normalerweise dafür, dass sich Kollagen-Moleküle in der Haut und im Bindegewebe zu einem stabilen Geflecht verbinden können. Durch die Mutation im PLOD1-Gen kann die Quervernetzung nicht stattfinden. Unklar war bislang die genaue Herkunft der Mutation. Da die Verbreitung des Gendefekts auch in der deutschen Warmblutzucht ein Problem darstellt, hatten die Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung in Verden 2019 aus den Testergebnissen von rund 2.000 Pferden und deren Abstammungsdaten die mögliche Herkunft des Gendefekts ermittelt. Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass der Gendefekt vermutlich auf den englischen Vollbluthengst Dark Ronald XX (1905-1928) oder dessen Vater Bay Ronald XX zurückzuführen ist und dann über deren Nachkommen weiterverbreitet wurde. Die aktuelle Forschungsarbeit stellt diese Theorie infrage. "Uns ist jetzt der Nachweis gelungen, dass Dark Ronald XX nicht Träger der PLOD1-Mutation war und somit als Verursacher ausgeschlossen werden kann", sagt Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig, Direktor des Tierärztliches Instituts der Universität Göttingen und Hauptautor der Studie. Zweifel an der Herkunft der Mutation von Dark Ronald XX wurden bereits 2019 geäußert und eine weitere Untersuchung deutet eher auf einen 1861 geborenen Hannoveraner Hengst hin.
Dark Ronald XX war ein bedeutender Vollbluthengst, der großen Einfluss auf die deutsche Pferdezucht hatte. Er wurde 1913 nach Deutschland verkauft und als Stempelhengst, also als Hengst mit überdurchschnittlicher Vererbungskraft, zunächst in Graditz und später Altefeld eingesetzt. Auf Grund einer Darmkolik wurde er 1928 zur Behandlung in die Tierklinik der Universität Halle gebracht, wo er jedoch verendete. Dort werden seither seine sterblichen Überreste wie Skelett, Herz und Haut in der haustierkundlichen Sammlung der Martin-Luther-Universität aufbewahrt. "Das ist ein glücklicher Umstand, da wir auf diese Weise Dark Ronald XX direkt auf das Vorhandensein der PLOD1-Mutation untersuchen konnten", so Brenig. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten so kleine Stückchen der Haut von Dark Ronald XX untersuchen. "Die Untersuchung der DNA aus der fast 100 Jahre alten Haut von Dark Ronald XX war nicht ganz einfach", so Ko-Autorin Dr. Renate Schafberg von der MLU, "da wir nichts über die Gerbung oder sonstige konservierende Behandlungen der Haut wussten."
Die Erkrankung an sich ist nicht neu und entstand vermutlich in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Durch die Aufklärung des Gendefekts werden seither alle Zuchttiere konsequent getestet. Auch beim Menschen gibt es eine vergleichbare genetische Erkrankung, die als Ehlers-Danlos-Syndrom bezeichnet wird und ähnliche Symptome aufweist.
Über die Studie: Xuying Zhang et al. Skin exhibits of Dark Ronald XX are homozygous wild type at the Warmblood fragile foal syndrome causative missense variant position in lysyl hydroxylase gene PLOD1. Animal Genetics (2020). doi: 10.1111/age.12972