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Studie: Vertrauen steigert Impfbereitschaft

Nummer 174/2020 vom 07. Dezember 2020
Das Vertrauen in das Gesundheitssystem, die Politik und die Medien spielt eine große Rolle bei der Frage, ob sich Menschen künftig gegen das neue Coronavirus impfen lassen wollen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Für ihre Untersuchung befragten die Forscher rund 2.000 Menschen zu ihrer Impfbereitschaft gegen das Virus und den Gründen dafür. Rund 80 Prozent der Befragten gaben an, sich impfen lassen zu wollen. Die Studie ist im Fachjournal "Applied Economics Letters" erschienen.

Impfstoffe gegen das Coronavirus gelten als ein wesentliches Mittel, mit dem sich die Corona-Pandemie in den Griff bekommen lässt. Möglichst viele Menschen sollen eine Impfung erhalten, um die Verbreitung des Virus sowie die Schwere der Krankheitsverläufe zu reduzieren. Bei einer entsprechenden Impfquote, so die Idee, wird das Gesundheitssystem nicht überlastet und gleichzeitig könnten die Beschränkungen des öffentlichen Lebens schrittweise aufgehoben werden.

"In den vergangenen Monaten wurden einige Studien zur Impfbereitschaft durchgeführt. Zuletzt zeigte sich, dass die Impfbereitschaft in der Bevölkerung etwas zurückgegangen ist", sagt Wirtschaftswissenschaftler Dr. Sven Grüner von der MLU. Gemeinsam mit seinem Kollegen Felix Krüger wollte er herausfinden, welche Faktoren die Entscheidung für oder gegen eine Impfung beeinflussen können. Hierfür führten sie im Frühsommer eine Umfrage mit rund 2.000 Menschen durch, ob und aus welchen Gründen sich diese gegen das neue Coronavirus impfen lassen würden. Zu Vergleichszwecken erfragten die Forscher auch die Bereitschaft zur Grippeimpfung.

Mehr als 80 Prozent aller Befragten gaben damals an, sich gegen das Coronavirus impfen lassen zu wollen. Im Gegensatz dazu war die Bereitschaft bei der Grippe deutlich geringer: Hier variierten die Angaben zwischen knapp 40 und 68 Prozent. Besonders hoch war die Impfbereitschaft bei den Menschen, die ein großes Vertrauen in Medien, staatliche Gesundheitsinformationen und das deutsche Gesundheitssystem hatten. Auch für die momentan rückläufige Impfbereitschaft finden die Forscher der MLU in ihren Daten mögliche Gründe: "Je weiter die Entwicklung eines Impfstoffs voranschreitet, desto realistischer wird die Frage, ob man sich impfen lassen will oder nicht. Damit rücken auch mögliche Unsicherheiten stärker in den Fokus", sagt Grüner. Tatsächlich war der häufigste Grund für eine ablehnende Haltung in der halleschen Studie ein Informationsdefizit: Die Menschen gaben an, nicht genug über die neuen Impfstoffe zu wissen - also etwa, dass noch zu wenig bekannt sei in Bezug auf deren Wirksamkeit oder mögliche langfristige Nebenwirkungen. Darüber hinaus zeigte sich ein Teil der Befragten verunsichert darüber, dass die Entwicklung der Impfstoffe aktuell so rasant verlaufe und vermutete deshalb mögliche Einbußen in Bezug auf Qualität und Sicherheit der Vakzine.

"Das sind legitime Bedenken, die von der Politik ernst genommen werden sollten. Über mögliche Risiken, Nebenwirkungen wie auch neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Impfungen muss transparent informiert werden", so Grüner. Die Forscher empfehlen deshalb, speziell diese Punkte für entsprechende Informations- und Aufklärungskampagnen zu berücksichtigen. Wird dies getan, ließen sich womöglich einige Bedenken ausräumen oder zumindest abschwächen.

 

Zur Studie: Grüner S., Krüger F. The intention to be vaccinated against COVID-19: stated preferences before vaccines were available. Applied Economics Letters (2020). Doi: 10.1080/13504851.2020.1854445

 

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