Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Kontakt für die Medien

Tom Leonhardt
Wissenschaftsredakteur
Telefon: +49 345 55-21438

Ansprechpartner*in zu dieser Pressemitteilung

Prof. Dr. Hans Lilie

Kontakt

Manuela Bank-Zillmann

Telefon: +49 345 55-21004
Telefax: +49 345 55-27404

Universitätsplatz 8/9
06108 Halle

Weiteres

Login für Redakteure





Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung – Tagung an der Universität Halle

Nummer 109/2022 vom 22. September 2022
Wie können Menschen mit geistiger Behinderung ihre Sexualität leben und erleben? Welche Möglichkeiten haben Pflegeeinrichtungen und Familien, sie dabei zu begleiten und zu unterstützen? Und: Wie können sie vor sexuellen Übergriffen geschützt werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Tagung, die am 29. und 30. September in der Aula im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) stattfindet. Neben Fachvorträgen stehen Workshops in Leichter Sprache und Theaterstücke mit Betroffenen auf dem Programm.

"Die Themen Sexualität, sexuelle Selbstbestimmung und sexuelle Gewalt unter Menschen mit geistiger Behinderung werden häufig verschwiegen oder als Tabu behandelt. Eine systematische und disziplinenübergreifende Diskussion hierzu hat bisher nicht stattgefunden", sagt der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Hans Lilie von der MLU, der die Tagung gemeinsam mit Prof. Dr. Barbara Schellhammer von der Hochschule für Philosophie München und Dr. Karolin Kuhn vom Christlichen Sozialwerk Dresden organisiert. Diese Lücke sei bedenklich, da die körperlich-sexuelle Entwicklung bei Menschen mit geistiger Behinderung in der Regel nicht eingeschränkt ist. Das wiederum stelle ihr familiäres und professionelles Umfeld vor große Herausforderungen: "Neben einer offenen Debatte fehlt es an etablierten Konzepten, wie mit dem Bedürfnis nach Sexualität und sexueller Selbstbestimmung umzugehen ist. In der beruflichen und akademischen Ausbildung von Fachpersonal spielt das Thema bisher keine große Rolle", so Lilie weiter. Auch rechtlich gebe es viele ungeklärte Fragen: Die Beteiligten sind oftmals schuldunfähig, sodass gängige Rechtsbegriffe wie Täter und Opfer nicht zum Tragen kommen. "Vom Rechtssystem ist in Konfliktfällen bislang wenig Unterstützung zu erwarten. Und das, obwohl behinderte Kinder und Erwachsene deutlich häufiger von sexueller Gewalt betroffen sind als nicht behinderte Menschen", sagt Lilie.

Vor diesem Hintergrund bündelt die Tagung Perspektiven aus Ethik, Pädagogik, Medizin und Rechtswissenschaft auf die Thematik. Der erste Tag - Donnerstag, 29. September - richtet sich direkt an Menschen mit geistiger Behinderung: Es finden Informationsveranstaltungen zur sexuellen Selbstbestimmung und zu sexueller Gewalt in Leichter Sprache statt. In Workshops und Gesprächen sollen konkrete Bedürfnisse und Bedarfe ermittelt werden. Am zweiten Tag diskutieren Fachvertreterinnen und -vertreter über konkrete Fallbeispiele und wie Probleme möglichst konstruktiv, ohne Verbote gelöst werden könnten. "Wir wollen mit der Veranstaltung zu einem besseren Verständnis aller Beteiligten beitragen", sagt Lilie abschließend.

Veranstaltet wird die Tagung vom Interdisziplinären Wissenschaftlichen Zentrum Medizin - Ethik - Recht an der MLU.

Tagung: "Ge-/Be-hinderte Sexualität - Beziehungen unter Menschen mit geistiger Behinderung unterstützen, ermöglichen, begleiten, schützen"
29. und 30. September 2022
Aula im Löwengebäude
Universitätsplatz 11
06108 Halle (Saale)

Weitere Informationen unter: https://www.mer.uni-halle.de/813_iwz_mer/tagung_2022/

 

Zum Seitenanfang