Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Panagiotis Kastritis an einem Kryo-Elektronenmikroskop der MLU. Er erhält 9,2 Millionen Euro für ein weiteres Hochleistungsmikroskop, das die Forschung zu Proteinen und Polymeren stärken soll.
Foto: Uni Halle / Markus Scholz
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Turbo für die Forschung: MLU erhält Millionenförderung für neues Kryo-Elektronenmikroskop

Nummer 008/2025 vom 30. Januar 2025
Mit einem hochmodernen Kryo-Elektronenmikroskop stärkt die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ihre Bio- und Polymerwissenschaften. Rund 9,2 Millionen Euro erhält die Universität für ein neues Hochleistungsmikroskop inklusive der nötigen IT-Infrastruktur. Mit dem Mikroskop können Forschende künftig schneller bessere Aufnahmen von Proteinen, Polymermaterialien und sogar von ganzen Zellen anfertigen. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz soll auch die Auswertung der Aufnahmen schneller ablaufen. Das Geld für die Geräte stammt aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und vom sachsen-anhaltischen Wissenschaftsministerium.

Die Kryo-Elektronenmikroskopie (Kryo-EM) gehört zu den modernsten und vielversprechendsten bildgebenden Verfahren der Forschung. 2017 erhielten ihre Erfinder den Nobelpreis für Chemie. Mit der Kryo-EM ist es möglich, extrem detaillierte Aufnahmen zu erstellen, als 3D-Modelle zusammenzusetzen und auszuwerten. Die MLU ist als einzige Hochschule in Sachsen-Anhalt im Besitz von zwei hochauflösenden Kryo-Elektronenmikroskopen. Eines der beiden Geräte ist mittlerweile über neun Jahre alt und muss ersetzt werden. "Die Infrastruktur hat uns lange gute Dienste geleistet. Zuletzt sind wir aber an die technischen Grenzen gestoßen. Wir benötigen ein neues Mikroskop, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können", sagt der Biochemiker Prof. Dr. Panagiotis Kastritis von der MLU. Er stellte den Antrag auf das neue Gerät mit Unterstützung von Dr. Farzad Hamdi und Dr. Christian Tüting aus seiner Arbeitsgruppe.

Angeschafft werden soll nun ein modernes Kryo-Elektronenmikroskop, das hochauflösende Aufnahmen nahezu auf der Ebene einzelner Atome liefert. Aktuelle Geräte erstellen bis zu 1.200 Aufnahmen pro Stunde. Dabei fallen extrem große Datenmengen an. Diese analysieren künftig eigene Server mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, während die Aufnahmen noch laufen. Die Server werden im IT-Servicezentrum der MLU installiert. "Mit dem neuen Kryo-Elektronenmikroskop können wir Datensätze innerhalb weniger Tage anfertigen, für die wir bisher mehrere Wochen benötigt haben. Dieser Geschwindigkeitssprung wird nicht nur unserer Gruppe, sondern allen Forschenden an der MLU zugutekommen", sagt Kastritis.

In den vergangenen Jahren hat die Gruppe von Kastritis die MLU zu einem international angesehenen Zentrum für hochauflösende Kryo-Elektronenmikroskopie aufgebaut: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kooperieren mit mehr als 40 internationalen Forschungseinrichtungen. Regelmäßig erscheinen wissenschaftliche Studien in renommierten Fachjournalen, die auf den Analysen der halleschen Wissenschaftler basieren.

Für Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann ist das neue Elektronenmikroskop ein "Meilenstein zur Weiterentwicklung der erstklassigen Biowissenschaften an der Universität Halle". Er betont: "Uns war es wichtig, die Anschaffung des hochmodernen Geräts finanziell zu unterstützen. Damit geben wir der Forschung in Halle in zahlreichen Bereichen zusätzlich Rückenwind und steigern weiter ihre Attraktivität - weit über die Landesgrenzen hinaus. Gerade in herausfordernden Zeiten gilt: Spitzenforschung kostet Geld, zahlt sich aber auch aus."

Das Potenzial des Gerätes reicht über die reine Grundlagenforschung hinaus: "Verbesserte Strukturaufnahmen sind auch für die Industrie relevant, etwa bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe oder polymerbasierter Materialien", so Kastritis. Untergebracht wird das neue Mikroskop im Biozentrum der MLU am Weinberg Campus, wo auch zahlreiche Biotech-Unternehmen ihren Sitz haben.

 

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